5 gute Gründe, keine Apple-Produkte zu kaufen

Für unseren Autor steht fest: Er bleibt auch in Zukunft seinem Chromebook, Windows-PC und Google Pixel treu.Nicoleta Ionescu | shutterstock.com



…die Policies und Praktiken des Unternehmens gehen mir teilweise gehörig gegen den Strich. Da nutzt es leider auch nichts, dass insbesondere die Mac- und iPhone-Produktlinien auf technischer Ebene sehr ausgereift und hervorragend designt sind – was Millionen von Kunden weltweit zu schätzen wissen. Ich weniger. Das mag daran liegen, dass ich von Natur aus eher der Android– und Windows-, beziehungsweise DOS-Typ bin. Jedenfalls habe ich – mit Ausnahme eines (inzwischen gekündigten) Apple-Music-Abonnements – bisher kein einziges Apple-Produkt gekauft.



Meine Apple-Abstinenz war dabei zunächst in erster Linie von dem Wunsch getrieben, selbst zu optimieren und zu modifizieren. Klar, ein Mac läuft quasi direkt nach dem Auspacken – aber für mich hatte es seinen Reiz, meine AUTOEXEC.BAT– und CONFIG.SYS-Dateien zu konfigurieren. Es war ein Erfolgserlebnis, wenn am Ende alles reibungslos lief. Und ich war beileibe nicht der einzige mit Vorliebe für die “Plug and Pray”-Methode. Auch wenn Apple-Produkte immer schon “cooler” und intuitiver waren: Windows-Systeme waren Business- sowie Netzwerk-freundlicher und boten Serverversionen.



Im Laufe der Zeit haben sich für mich jedoch noch einige weitere gute Gründe ergeben, um mich von Apple-Produkten fernzuhalten.



1. Das-Steve-Jobs-Problem



Ich weiß – in der Tech-Welt wird Steve Jobs wie ein Gott verehrt. Es kommt also Blasphemie gleich, offen zuzugeben: Ich war nie ein Fan von ihm. Er war ohne Zweifel ein Visionär, der die Welt verändert hat und ohne den Apple sehr wahrscheinlich untergegangen wäre.



Aber Steve Jobs hatte nicht nur positive Seiten, was vor allem seine Mitarbeiter zu spüren bekommen haben. Manche mögen argumentieren, dass dieser “aggressive” Führungs-“Stil” Apple erst zu dem Konzern gemacht hat, der er heute ist. Das stimmt vielleicht sogar. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass ein guter Leader nicht unbedingt ein Arsch sein muss.



2. Das Closed-Mindset-Problem



Abgesehen davon gefällt mir auch nicht, dass Apple-Systeme in sich geschlossen sind und engmaschig durch den Konzern überwacht und kontrolliert werden.



Ich kann nachvollziehen, dass die Anwendungen eine einheitliche Benutzeroberfläche aufweisen sollen und strengen Standards genügen müssen. Das sorgt für eine hochwertige User Experience und kommt insbesondere Nutzern zugute, die technisch weniger versiert sind. Apple treibt diese Kontrolle allerdings zu weit – nicht nur mit Blick auf Inhalte, die gegen (US-)Prüderie-Maßstäbe verstoßen.



3. Das Privacy-Problem



Der Konzern nutzt sein geschlossenes Ökosystem zum Beispiel auch, um ganz gezielt seine Datenschutzfunktionen anzupreisen. Eigentlich setzt Apple jedoch nur alles daran, die Online-Aktivitäten seiner Nutzer exklusiv überwachen zu können.



In großangelegten Marketingkampagnen betont Apple bis heute, wie sicher die Daten auf iPhones und MacBooks sind – und schweigt dabei die eigenen Tracking-Praktiken tot. Im Endeffekt tut das Unternehmen also genau das, was es Konkurrenten wie Google oder Meta vorwirft. Allerdings hüllt man sich dabei in den “Privacy”-Deckmantel.



4. Das Scheinheiligkeits-Problem



Apples vermeintlicher Fokus auf Datenschutz und Privatsphäre erweist sich mit Blick auf “autoritär” ausgerichtete Staaten wie Russland oder China als bigott.



Schließlich hat der Konzern kein Problem damit, auf (Regierungs-)Anweisung unbequeme Apps wie VPNs oder auch verschlüsselte Messenger ohne Gegenwehr aus den entsprechenden Stores zu entfernen oder gar Device-Funktionen wie Airdrop per Softwareupdate einzuschränken. Dabei beruft sich Apple in der Regel einfach auf die jeweils geltenden Landesgesetze – und stiehlt sich so aus der Verantwortung. Das Motto: Wahlweise “Geschäft sticht Menschenrechte” oder “Erst das Fressen, dann die Moral”.



5. Das Entwickler-Problem



Dazu kommt noch, dass Apple Softwareentwickler seit jeher nicht angemessen behandelt. Das zeigte sich schon in den Anfangstagen des App Stores: Apple-eigene Tools für die Anwendungsentwicklung zu nutzen, war obligatorisch. Mac- oder iPhone-Applikationen auf einer Windows-Maschine zu kompilieren, nicht möglich.



Schließlich hat sich Apple auch noch dazu entschieden, Developer im großen Stil zu berauben und 30 Prozent aller App-Einnahmen selbst einzustreichen. Wieso auch nicht? Nachdem die Devs die ganze Arbeit geleistet haben, ist ein Drittel der resultierenden Einnahmen doch wohl nicht zu viel. Deswegen beschränken sich diese 30 Prozent auch nicht auf den Preis der App selbst, sondern auch auf alle anderen Kaufvorgänge, die über diese getätigt werden. Apple versuchte zwar nachzubessern, indem es kleinere Entwicklerstudios lediglich um 15 Prozent erleichtert – das ist allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein. In der EU konnte Apples großzügigen Gewinnmitnahmen inzwischen durch den Digital Markets Act Einhalt geboten werden. Außerhalb Europas ist hingegen alles beim Alten. (fm)



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