AT&T verklagt Broadcom wegen Vertragsbruch

Nach der Übernahme zieht Broadcom bei VMware-Kunden die Daumenschrauben an. Allerdings gibt es auch Gegenwehr.
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AT&T; hat beim Obersten Gerichtshof von New York eine Klage gegen Broadcom eingereicht. Darin beschuldigt der TK-Riese Broadcom, bestehende VMware-Vereinbarungen rückwirkend ändern zu wollen und so den Kauf teurer abonnementbasierter Dienste erzwingen zu wollen, , die der Telco weder will noch braucht. 



Diese aggressiven Taktiken, so behauptet AT&T;, gefährdeten wichtige Support-Services für VMware-Software, die für den Betrieb des Unternehmens unerlässlich seien. Darunter befänden sich auch Dienste, die für die nationale Sicherheit und die Notfallhilfe von entscheidender Bedeutung sind. 



„Broadcom versucht, bestehende Vereinbarungen rückwirkend zu ändern und uns zum Kauf von Service-Bundles im Wert von Hunderten von Millionen Dollar zu zwingen“, erklärte AT&T; in seiner Beschwerde und fügte hinzu, dass die Maßnahmen von Broadcom den Betrieb von AT&T; ernsthaft stören und sogar die nationale Sicherheit gefährden könnten. „Ohne die Support-Services kann AT&T; Softwarefehler, Sicherheitslücken oder Systemausfälle, die routinemäßig auftreten, nicht verhindern.“ 



Drohende Komplikationen



„Die rechtliche Vorgehensweise von AT&T; ist hier absolut sinnvoll“, kommentiert Mukesh Ranjan, Vizepräsident der Everest Group, den Schritt. Die von Broadcom vorgeschlagenen Änderungen für AT&T; werden zu Komplikationen auf mehreren Ebenen führen – auf technischer, organisatorischer, rechtlicher und Procurement-Ebene.“  Hintergrund sei, dass Branchen wie die Telekommunikationsbranche und die Regierung aufgrund der Komplexität und der mehrstufigen Prozesse, die mit der Einbindung von Anbietern verbunden sind, oft sehr langfristige Verträge abschließen, so der Analyst. „Dies wird auch für viele andere Unternehmen der TK-Branche und der Regierung gelten. Es wäre nicht überraschend, wenn in naher Zukunft mehrere Anwaltskanzleien ähnliche Fälle im Namen ihrer Mandanten einreichen würden“, meint Ranjan. 



In seiner Beschwerde erklärte AT&T;, dass die Drohung von Broadcom nicht nur ein Risiko für kritische Regierungsdienste, sondern auch potenziell für die nationale und öffentliche Sicherheit darstelle. Das TK-Unternehmen betonte, dass Millionen seiner Kunden, darunter Polizei, Feuerwehr und Regierungsbehörden, auf die Software von VMware angewiesen seien, um eine nahtlose Kommunikation in Notfällen zu gewährleisten. 



Die Klage unterstreicht die Bedeutung der VMware-Software für die Infrastruktur von AT&T;, die auf 75.000 virtuellen Maschinen auf 8.600 Servern läuft. Diese Technologie unterstützt täglich Dienstleistungen für Millionen von AT&T-Kunden;, darunter Notfalleinsatzkräfte und Bundesbehörden. Ohne kontinuierlichen Support, so argumentierte AT&T;, könnte die Software ausfallen, was zu weitreichenden Dienstunterbrechungen führen würde. 



In der Klage betonte AT&T; zudem, dass die Support-Services von Broadcom tägliche Wartungsarbeiten, Sicherheits-Patches und Upgrades umfassen, die für die kontinuierliche Funktionalität von AT&T; von entscheidender Bedeutung sind. „Ohne Support-Services sind die Software und damit auch die kritischen Abläufe von AT&T; nur eine Panne vom Ausfall entfernt“, heißt es in der Klage weiter. 



Broadcoms angebliche Einschüchterungstaktik



Die Klage folgt auf wachsende Bedenken in der Technologiebranche hinsichtlich der aggressiven Strategien von Broadcom nach der Übernahmen von VMware. AT&T; behauptete, dass die Handlungen von Broadcom „Mobbing-Taktiken“ gleichkämen. 



„Broadcom versucht, AT&T; zu erpressen, damit das Unternehmen ein Vermögen für Abonnements ausgibt, die AT&T; weder will noch braucht, oder aber das Risiko weitreichender Netzwerkausfälle eingeht, die den Betrieb von Millionen von AT&T-Kunden; weltweit lahmlegen könnten“, so das Unternehmen in der Klageschrift. 



AT&T; argumentierte, dass es das vertragliche Recht habe, die Support-Dienstleistungen im Rahmen seiner bestehenden Vereinbarung zu verlängern, die vor der Übernahme von VMware durch Broadcom unterzeichnet wurde. Broadcom weigert sich jedoch angeblich, diese Verlängerungsbedingungen zu erfüllen, es sei denn, AT&T; stimmt dem Kauf gebündelter Abonnementdienste zu – , was die Betriebskosten von AT&T; um Millionen erhöhen würde. 



„Der Versuch von Broadcom, mehrere VMware-Dienste im Rahmen eines Abonnements zu bündeln, um das Portfolio zu vereinfachen, kommt bei den Kunden nicht gut an“, so Ranjan von der Everest Group. “Die meisten Unternehmen, mit denen wir sprechen, sind mit Broadcom unzufrieden und versuchen, Alternativen zu ihrem aktuellen VMware-Bestand zu finden.“ 



Weitere Auswirkungen



Die Klage folgt auf die zunehmende behördliche Überprüfung der Geschäftspraktiken von Broadcom. Vor kurzem leitete die EU eine Untersuchung des angeblich wettbewerbswidrigen Verhaltens von Broadcom im Zusammenhang mit seinen Lizenzbedingungen für VMware-Kunden ein. Die Beschwerde von AT&T; hebt diese umfassenderen Bedenken hervor und behauptet, dass die Handlungen von Broadcom Teil einer „Mobbing-Taktik“ sind, die darauf abzielt, Kunden zu unfairen Geschäften zu zwingen. 



Als Konsequenz strebt AT&T; eine einstweilige Verfügung an, um Broadcom daran zu hindern, seine Software-Support-Services zu kündigen, und erklärt, dass die Kündigung zu einem irreparablen Schaden für Millionen von AT&T-Kunden; führen würde. 



Konsequenzen für die Zukunft 



Mit seiner Klage macht AT&T; auf die entscheidende Rolle aufmerksam, die VMwares Software bei der Unterstützung wesentlicher Dienste und der nationalen Sicherheit spielt. Der Fall wird voraussichtlich genau beobachtet werden, da er einen Präzedenzfall dafür schaffen könnte, wie sich große Technologieakquisitionen auf bestehende Verträge und Kunden auswirken, die auf unbefristete Softwarelizenzen angewiesen sind. „Die Folgen der Beendigung der Support-Services durch Broadcom wären für AT&T;, seine Kunden und die Öffentlichkeit insgesamt wahrscheinlich verheerend“, unterstreicht der Carrier. 



Der Rechtsstreit wirft wichtige Fragen darüber auf, wie viel Macht große Technologieunternehmen über kritische Infrastrukturen ausüben, wenn sie wichtige Softwareanbieter übernehmen, und ob sie diese Macht nutzen können, um bestehenden Kunden ungünstige Bedingungen aufzuzwingen. 



„Dieser Fall könnte eine weitere Ebene der Sorgfaltspflicht bei Übernahmen hinzufügen, die über die reinen Finanzaspekte hinausgeht. Während die Rentabilität wichtig ist, werden Synergien gefördert, wenn die Kulturen übereinstimmen“, erklärte Ranjan.